Standort: Franzosenkreuz

Wolfgang Windisch
Schloßberg im Spannungsfeld: Naturschutz
Die Tapezierspinne - Ein beachtliches Vorkommen

Das enge Mosaik unterschiedlicher Standorte und Lebensraumtypen fördert einen Artenreichtum im Bereich der Tierwelt, den man inmitten der Stadt gar nicht vermuten würde. Ein beachtliches Vorkommen betrifft unter anderem einen Vertreter der Spinnen, der im Zuge von Pflegemaßnahmen auf einer ostgeneigten Halbtrockenwiese am Schloßberg entdeckt wurde. Die Tapezierspinne (Atypus muralis BERTKAU) gilt als Bewohnerin extensiv gepflegter Halbtrockenrasen. Sie bildet im Bereich der Grasnarbe gewebte Fangschläuche aus. Bei der kleinsten Bewegung nimmt sie ihr Opfer wahr, nähert sich im Fangschlauch und beißt mit ihren massiven Zangen durch das Gewebe des Fangschlauches und tötet so ihre Beute. Die kräftigen Zangen (Cheliceren), wie ihr gesamtes Aussehen, erinnern deutlich an eine Vogelspinne, mit der sie auch verwandt ist. Das Auftreten der Tapezierspinne kann im stadtweiten Raum als Besonderheit des Schloßberges bezeichnet werden. Sie ist in der Steiermark nur an wenigen Stellen anzutreffen. Ein anderer Vertreter aus dem Reich der Entomologie, der kurz zuvor für Österreich neu beschrieben wurde, wurde ebenfalls am Schloßberg entdeckt: die Efeu-Seiden-Biene (Colietes hederae). Sie ist in ihrer Lebensweise eng an den üppigen Efeubestand am Schloßberg gebunden und findet sich als eifrige Polensammlerin allerorts wieder. Die nicht in Staaten lebende Biene baut ihre Nester in lehmigen Oberboden, indem sie Röhrenzugänge ausbildet. Einen solchen ,,Bau" kann man in unmittelbarer Nähe des Glockenturmes beim Zugang zur Thomaskapelle finden. Mit der Efeu-Seidenbiene und der Tapezierspinne ist die Liste der tierischen Raritäten des Schloßberges sicherlich nicht vollständig. Vieles wird bei näherer Betrachtung noch zu entdecken sein, da der naturkundliche Kenntnisstand dieses einmaligen Lebensraumes noch immer gering ist. Auch das Berginnere ist für den Naturschutz von großer Bedeutung. Das reichverzweigte Stollensystem beherbergt als Winterquartier vier  Fledermausarten, die allesamt nach der Artenschutzverordnung geschützt sind.