Die Ausstellung "was sein wird" lädt dazu ein, Spuren des Zukünftigen im Hier und Jetzt zu erkunden. 

1. Niederschwelligkeit, Bildung, Ent-Bildung und Zusammenarbeit

Erdgeschoss / Space04: Eintritt frei

Im frei zugänglichen Erdgeschoss des Kunsthauses beginnt und schließt die Ausstellung mit Entwicklungsfragen rund um das Thema Bildung. Was bedeuten heutige Entwicklungen für zukünftiges demokratisches Handeln, das Bildung als zentrales Gut für eine gemeinsame, inklusive Entscheidungsfindung voraussetzt? Wer hat Zugang zu Bildung und Wissen? Im Space04 werden Alternativen im Bereich der Ausbildung, Bildung und Wissensvermittlung vorgestellt, darunter auch einige aus dem Kunstbereich.

Für die Dauer der Ausstellung steht eine Büchersammlung zur Verfügung. Alle diese Bücher sind Leihgaben von Ausstellungspartner*innen und werden nach dem Ende der Schau wieder zurückgegeben.

Darüber hinaus ist der Space04 Treffpunkt, Bühne und digitales Studio für ein spartenübergreifendes sechsmonatiges Programm, wie etwa für Diskussionen, Workshops, Filmabende, Performances.

2. Von Arbeit, Künstlicher Intelligenz und Wert

Space02

Der Space02 ist dem Thema Arbeit gewidmet: Vorstellungen von Arbeit und Zusammenarbeit haben sich in letzter Zeit aufgrund des Einzugs der Digitalisierung in das Alltagsleben stark gewandelt. Künstliche Intelligenz soll von einfachen Tätigkeiten befreien, allerdings gibt es weiterhin einfache, schlecht bezahlte Tätigkeiten, ausgeführt von Menschen, die das angenehme Leben einer privilegierten Gruppe ermöglichen. Veränderungen in der Arbeitswelt erzeugen neben neuen Chancen auch Unsicherheiten und befeuern Ängste vor Arbeitslosigkeit und persönlicher Entwertung.

Forscher*innen, Künstler*innen und Start-ups zeigen hier mögliche Zukünfte, Anwendungen und Grenzen des Einsatzes von KI.

 

3. Vom Kümmern, neuer Bescheidenheit, von Kreisläufen und Ressourcen

Space02

Vor allem in den sogenannten „Care-Berufen“, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden, stehen sich Entlohnung und gesellschaftlicher Wert diametral gegenüber. Das schmälert auch die Bereitschaft, diese schwere Arbeit weiterhin zu leisten. Spätestens die Covid-19-Pandemie hat uns gezeigt, dass im Pflegebereich neue, kreative Lösungen gefragt sind, von denen einige Beispiele vorgestellt werden.

Schlecht bezahlte Jobs bzw. unsichere Arbeitsverhältnisse werfen die Frage auf, wie künftig ein menschenwürdiges Leben für alle gewährleistet werden kann. Eine immer wieder aufkommende Vision ist das bedingungslose Grundeinkommen, das in der Ausstellung aus verschiedenen Perspektiven diskutiert wird.

Grundeinkommen und Grundbedürfnisse führen auch zu Verteilungsfragen: Wenn die einen mehr verbrauchen als sie benötigen, bleibt anderen weniger. Beispiele für den bewussteren und gerechteren Umgang mit Ressourcen werden ebenso gezeigt wie innovative Zugänge, u. a. zu den Themen Recycling, Kreislaufwirtschaft und ökologisch abbaubare (Bau-)Materialien.

4. Von der Wildnis zu wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und technologisch- ökologischen Symbiosen

Space01

Der Mensch ist zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden. Angesichts endlicher Ressourcen und der schwindenden Artenvielfalt rückt die Frage in den Vordergrund, wie viel oder wenig menschliche Eingriffe in Prozesse der Natur es braucht.

Dafür stehen in der Ausstellung die Bedeutung von Wildnisgebieten und die Pflege der Artenvielfalt auf landwirtschaftlich nicht genutzten Flächen. Doch die Ausstellung zeigt auch beispielhaft, wie der Einsatz von Technologien das Überleben in einer von Mensch und Technik veränderten Umwelt erleichtern kann.

5. Von Verkehr zu Mobilität, von Ökonomie zu Gemeinwohl, Sharing und Solidarität

Space01

Der öffentliche Raum ist ein umkämpftes Territorium und zu einem großen Teil immer noch dem Autoverkehr gewidmet bzw. für kommerzielle Zwecke reserviert. Zivilgesellschaftliche Initiativen machen auf dieses Missverhältnis aufmerksam und loten mit Kreativität und Charme aus, wie Gemeinschaft ins Gesellschaftliche hineinwirken kann.

Logistik- und Verteilerzentren prägen die Vorstädte und künden vom zunehmenden Siegeszug des globalen Versandhandels und der digitalen Warenwelt. Alternative Antriebs- und Mobilitätssysteme werden in der Ausstellung ebenso vorgestellt wie Konzepte gemeinschaftlicher Nutzung und gemeinwohlorientierte Organisationsformen in den Bereichen Landwirtschaft, Ökonomie und Wohnen.

Auch der ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Umgang mit dem Strukturwandel in Stadt und Land ist Thema in diesem Teil der Ausstellung.

6. Von Teilhabe, Widerstand, Alltagslösungen und antihierarchischer Gerechtigkeit

Space01

Aktiv an der Gestaltung der eigenen Lebenswelten teilzuhaben, Veränderungen anzustoßen und neue Lösungen für veränderte Realitäten zu entwickeln, zählt zu den Zielen spannender Initiativen, etwa rund um Transformationsprozesse im ländlichen Raum.

Von der Beteiligung ist es nicht weit zum Widerstand: Zivilgesellschaftliche sowie künstlerische Aktivismen und Bewegungen, die gesellschaftliche Veränderungen angestoßen haben und in die Zukunft wirken bzw. sich gegenwärtig in Hinblick auf künftige Entwicklungen formieren, werden im Space01 und an anderen Orten im Kunsthaus vorgestellt.

Die Idee des Antihierarchischen liegt auch Alfredo Barsuglias Projekt Suahtsnuk zugrunde: Diese kleine Kunsthalle vor dem Kunsthaus gibt allen Interessierten die Gelegenheit, mit einer Ausstellung Teil der STEIERMARK SCHAU zu werden.

Die Ausstellung

Die Schau führt bemerkenswerte Projekte und Entwicklungen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen disziplinenübergreifend zusammen. Sie erstreckt sich vom Vorplatz, dem Erdgeschoss, über die Ausstellungsräume bis zur Needle und dehnt sich in den virtuellen Raum aus. Beteiligt sind große Unternehmen und kleine Start-ups, Initiativen, Vereine, Forschungseinrichtungen und viele Künstler*innen. Damit zeigt die Ausstellung ein facettenreiches Bild von künftigen Entwicklungen. Es handelt sich um eine sich räumlich entfaltende Sammlung von Zukunftsvorstellungen ‒ manche sind noch fiktiv, andere konkret bzw. bereits in Umsetzung. Während der Laufzeit werden bestimmte Schwerpunkte vertieft und einzelne Projekte vor den Vorhang geholt.

„was sein wird“ lädt zu einer Entdeckungsreise ein. Man taucht in einen Kosmos an Ideen und Vorstellungen, Erdachtem, Imaginiertem und Realisiertem ein. Die Ausstellung verbindet zuvor nicht verbundene Wissensbereiche und Aktivitäten. Damit wollen wir nicht zuletzt den Austausch zwischen den Disziplinen fördern und stärken. Die Schau ist auch ein Wagnis, indem sie neue Wege der Präsentation beschreitet und Nachbarschaften bildet, die auf den ersten Blick ungewöhnlich anmuten. Dadurch tauchen umgehend Fragen nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Disziplinen auf. Ich frage mich häufig, ob disziplinäre Grenzziehungen nicht auch Trennendes verstärken und den Blick auf Gemeinsames verstellen. Meines Erachtens können künftige Herausforderungen nur im Austausch mit anderen bewältigt werden. 

Barbara Steiner, Direktorin Kunsthaus Graz, Kuratorin der Ausstellung „was sein wird“ 

Meine, deine, Ihre Zukunft wird das Ergebnis vieler Einzelprozesse und Einzelentscheidungen sein. was sein wird stellt daher ein ganzes Netzwerk der möglichen Wege vor. Die Ausstellung sammelt Lösungsvorschläge für unterschiedlichste Problemfelder wie angestrebte Klimaneutralität, Gender- und Klassengerechtigkeit oder Mobilität: Aus dem Lokalen heraus wird ins Globale gedacht. In einem Teil der Ausstellung tauchen wir in das Thema Arbeit ein und lassen Fragen über Bewertung und Entlohnung für Leistungen von Mensch und Maschine folgen. Andernorts beleuchten wir Ressourcenengpässe in der Pflege und stellen Möglichkeiten der Unterstützung durch KI oder neue Nachbarschaftsnetzwerke vor. Innovatives aus der Kunst, der Wissenschaft und verschiedenen gesellschaftlichen Initiativen verweben wir bewusst, um in der Fülle der Ideen ein ebenso breites wie hoffnungsvolles Feld der Möglichkeiten aufzumachen, die uns alle angehen. 

Katrin Bucher Trantow, Chefkuratorin Kunsthaus, Kuratorin der Ausstellung „was sein wird“

„was sein wird“ gibt uns die Möglichkeit, transdisziplinär und vom Ausgangspunkt des Konkreten her über Fragen nachzudenken, die unser Zusammenleben, ja unser Überleben, betreffen. Das gemeinsame Spekulieren über mögliche Zukünfte, über individuelle und kollektive Beiträge zu deren Gestaltung, eröffnet Perspektiven, wie wir als Gesellschaft den Herausforderungen in Diversität und mit Offenheit begegnen können. Die Endlichkeit natürlicher Ressourcen und die Notwendigkeit, bewusst mit ihnen umzugehen, ist ein Themenfeld, das wir in der Schau über Disziplingrenzen hinweg beleuchten. Die Untersuchung von Entscheidungs- und Selektionsprozessen und den dahinterliegenden Wertvorstellungen ein weiteres. Die Vielfalt und Vielgestaltigkeit der Positionen aus Kunst, Wissenschaft und Initiativen fügt sich zu einem facettenreichen und bewusst über die Steiermark hinausreichenden Beziehungsgeflecht. 

Martin Grabner, Kurator der Ausstellung „was sein wird“